Ein entspannter Tierarztbesuch – aber wie

01.08.2022 14:55
#1
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Profi-Samtpfote

Katzen müssen hin und wieder aus den verschiedensten Gründen zum Tierarzt. So mancher Katzenbesitzer ist oft mit dieser Aufgabe überfordert, wenn er eine ängstliche oder Angst aggressive Katze sein Eigen nennt oder die Katze einfach auf derartige Besuche keinen Bock hat und dies auch gezielt mit Kratzen, Beißen oder Fauchen ausdrückt. Dabei können bereits kleine Veränderungen im Ablauf vor/während/nach dem Tierarztbesuch helfen, die Katze ruhiger und entspannter zu halten.
Erzählt gerne auch von euren Erfahrungen im Umgang mit eurer durch den Tierarztbesuch gestressten Katze, vielleicht helft ihr mit euren Infos so manch anderem Katzenfreund aus der Misere.


Was kann ich zu Hause tun?

Wie bekanntlich der Hund, so kann auch die Katze mit etwas Zeit und Training an eine Transportkiste gewöhnt werden.
Dazu sollte der Korb immer in der Wohnung präsent sein, damit der Stubentiger sich an ihn gewöhnt. Mit Klicker-Training oder Belohnungen beim Aufsuchen der Kiste kann die Katze eine positive Assoziation aufbauen und ist so weniger ängstlich, wenn sie zum Tierarztbesuch eine Transportkiste aufsuchen muss. Es kann so auch trainiert werden, wie es ist, wenn die Türe verschlossen wird, wenn der Korb schwankt und sich bewegt und wenn er nach draußen getragen wird. Auch das Anschnallen im Auto sollte geübt werden.
Wichtig dabei ist aber, dass für jeden Schritt Zeit und Geduld aufgebracht wird und die einzelnen Schritte nicht in einem Aufwischen geübt werden, sondern jeder neue Schritt erst nach einem positiven Resultat des letzten Schrittes beginnt. Dass laute Geräusche, Anstoßen an Ecken oder grobes Abstellen ein absolutes No-Go ist, ist vermutlich klar, sollte hier aber doch nochmals erwähnt werden.


Die ideale Transportbox

Auch die richtige Katzentransportbox ist für das Wohlbefinden des Stubentigers immens wichtig! Er sollte nicht nach den eigenen, sondern nach den Wünschen der Katze gewählt werden. Er sollte möglichst blickdicht sein und nur in eine Richtung eine Öffnung aufweisen, da Katzen sehr auf optische Reize reagieren, was beim Transport in einer offenen Kiste großen Stress erzeugen kann. Im Korb kann gerne ein nach zu Hause duftendes Stück Stoff gelegt werden, in die sich die Katze kuscheln kann. Weidenkörbe sind für den Transport absolut ungeeignet, da der Tierarzt hier keine Möglichkeit hat, einen Deckel zu öffnen, sondern tief in die Höhle hineingreifen und die Katze, die sich vermutlich mit allen Vieren an die Seiten klammert, grob herausziehen muss.


Was ist beim Tierarzt zu beachten?

Ein guter Tierarzt weiß, wie er die Katze unbeschadet und möglichst stressfrei aus der Transportkiste bekommt. Im Normalfall ist es am entspanntesten für die Katze, wenn sie aus eigenem Antrieb aus der Kiste kommt, dazu kann man auch gerne ein Leckerli benutzen. Oft hilft es dem Stubentiger auch, wenn ein bekannt riechendes Stück Stoff über den Behandlungstisch gelegt wird. Kommt die Katze nicht selbstständig aus dem Korb heraus, muss der obere Teil abgenommen werden. Eine entspannte Körperhaltung, Ruhe und Streicheleinheiten am Kopf helfen dem gestressten Tier dabei, sich an die neue Umgebung und neue Gerüche zu gewöhnen. Über besonders aggressive Katzen sollten vor dem Öffnen des Deckels ein Tuch gelegt werden, dies bietet ihnen Schutz vor der bösen Außenwelt und sie können mit dem Handtuch aus der Kiste gehoben werden.


Die Behandlung

Fällt einem Katzenbesitzer auf, dass ein Tierarzt beim ersten Besuch den Termin schnell-schnell abarbeitet und sich keine Zeit für die Beruhigung der Katze nimmt, dann sollte das der erste und letzte Besuch dort gewesen sein. Ein guter Tierarzt plant genügend Zeit ein, um benötigte Instrumente vorzubereiten, die Lärm machen könnten, und um die Katze in Ruhe und Entspanntheit zu untersuchen. Normalerweise hält der Katzenhalter die Katze mit fest, es sollte auf jeden Fall gewährleistet sein, dass während der gesamten Dauer der Behandlung eine Hand am Tier bleibt. Auch die Untersuchung selbst hat so ihre Tücken. Versierte Tierärzte nehmen sich erst die einfach zu untersuchenden Partien vor und arbeiten sich sanft in andere Körperregionen vor. Neue Studien haben auch gezeigt, dass die Untersuchung von Katzen von hinten nach vorne den Stressfaktor niedrig hält. So wird erst rektal das Fieber gemessen und vom Schwanz bis zum Kopf alle Körperteile nacheinander untersucht.


Medikamentöse Unterstützung

Ist der Stubentiger sehr aggressiv und verängstigt und spricht auf keine Entspannungsmaßnahme an, so kann dies verschiedene Ursachen haben: von schlechten Erfahrungen hin bis zu tatsächlichen psychischen Problemen wie Stress oder Angststörungen. Hier bieten sich sowohl homöopathische als auch pharmazeutische Produkte an, die auf die jeweilige Katze abgestimmt werden. Dass solche Produkte, auch wenn sie frei erhältlich sind, nur nach Anordnung und unter Beobachtung eines Tierarztes zu Therapiezwecken benutzt werden sollten, ist wohl jedem Katzenfreund klar. Oft reicht es aber auch schon, für den Transport eine geringe Dosis Bachblüten zu verabreichen.


Vorüberlegungen zur Untersuchung

Ist eine Katze so ängstlich, dass diese Angst in Aggression umschlägt, so kann man diese Katze zwangsuntersuchen, man muss es aber nicht. Im Grunde ist es totaler Humbug, einem Angst gestressten Stubentiger noch mehr Angst einzujagen, nur um die „gängigen“ Untersuchungen durchführen zu können. Das ist nicht schön für den Katzenbesitzer und auf jeden Fall der totale Horror für den Vierbeiner. Besser ist es, bereits im Vorfeld verbal die Notwendigkeit diverser Untersuchungen abzuklären und, sollte die Katze eine nötige Untersuchung ablehnen, sie in ausreichendem, aber so gering wie möglichem Ausmaß zu sedieren.


Wieder zu Hause

Zu Hause angekommen, kann es passieren, dass Artgenossen die Katze vehement anfeinden oder sie sogar angreifen. Schuld daran sind die fremden Gerüche, die der Patient im Fell mit nach Hause bringt und welche auf die Zurückgebliebenen so negativ wirken, dass sie selbst aggressiv auf den Heimgekehrten reagieren. Am besten ist es, die Katze im Transportkorb zu belassen und die Beschnupperung der anderen Mitbewohner zu beobachten. Reagieren diese jedoch sehr Aggressiv, ist es sicherer, den Patienten 1-2 Tage in einem separaten Raum zu halten, da zum Beispiel Gerüche durch eine Narkose bis zu 48 Stunden im Körper anhalten.

Gruß
Christiane

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02.08.2022 17:23
avatar  El Gato
#2
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Höchst erfahrene Katzenfachkraft

Vor ca. 10 Jahren war ich mit Tigger bei einem anderen Tierarzt, weil unsere damalige Tierärztin in Urlaub war.

Ich weiß nicht, was in den Tierarzt gefahren war, dass er sie von vorne aus der Box heraus zog. Tigger, die in der TA-Praxis sowieso eine ängstliche Katze war, rastete aus, schrie laut herum und sprang vom Untersuchungstisch, wo sie nur eingefangen werden konnte, weil eine Decke über sie geworfen wurde. Dann beruhigte sie sich einigermaßen.

Candy ist genau das Gegenteil. Sie ist in der TA-Praxis immer total cool. Bei unserer ehemaligen TÄ durfte sie sogar in Untersuchungszimmer frei herumlaufen und alles untersuchen. Sie wälzte sich sogar auf dem Boden herum

Früher stieg Candy sogar von sich aus in die Transportbox, sobald sie geöffnet wurde. Seit sie bei der TÄ einmal einen Klistier verpasst bekam, weil sie Verstopfung hatte, geht sie aber nicht mehr freiwillig hinein, so dass man sie reinsetzen muss.

Wenn wir vom Tierarzt kommen, reibe ich die Katze, mit der ich dort war, als Erstes mit einem Handtuch oder einer Decke ab, damit sie den Geruch der TA-Praxis ablegt und nicht von den anderen angegriffen wird.


Meine Sternchen Lilly, Micky und Tigger im Herzen ❤️

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02.08.2022 17:51
#3
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Profi-Samtpfote

Meine beiden Jungs waren in jungen Jahren beim Ta. Tiefenentspannt. Die Unsicherheit und sicher auch Ängstlichkeit kam erst viel später. Vermutlich hatten sie die Erfahrungen gespeichert und mit Gebell, Geruch in Verbindung gebracht. Zudem war die letzten Jahre häufiger Wechsel und auch ich wurde unzufriedener.

Katzen merken Stimmungen sehr schnell. Bei Nüssle ist zudem beim letzten BB vor wenigen Wochen noch etwas passiert und das hat der Kleine sicher nicht vergessen und wird immer eine Verbindung herstellen. Ergo andere Praxis und beim letzten Besuch war es soweit gut.

Wobei die beiden immer gut zu händeln waren. Es wurde sich gewunden wie ein Aal, keine Bisse oder Krallen kurz am Personal gewetzt.

Gruß
Christiane

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03.08.2022 09:23
#4
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Profi-Samtpfote

Spocki war früher ängstlich, aber ließ sich gut beruhigen. Er durfte dann den Kopf immer in die Kitteltasche der Tierarzthelferin stecken und dann war's okay. Im Laufe der Jahre ist er aber immer ängstlicher geworden, letztes Mal hat er vor lauter Aufregung in die Transporttasche gepinkelt (freundlicherweise auf dem Rückweg draußen vor der Praxis). Schlimmer aber ist, dass er zuhause dann immer länger braucht, bis er wieder halbwegs der Alte ist. Schnelle Atmung, blasse Schleimhäute, speicheln, und das für den gesamten Rest des Tages oder bis in den nächsten Tag rein.
Ich werde bei ihm keine Routineuntersuchungen mehr machen lassen, das ist mir doch zu heikel. Wenn irgendwas auffällig ist, dann muss entweder ein Hausbesuch oder (wahrscheinlich besser) eine Beruhigung her. In der SDÜ-Gruppe war da immer Gabapentin hoch gehandelt.
Matika wird, wenn's nach mir geht, demnächst auch sediert zum TA getragen. Ich bin nächste Woche mit Krümel da und werde das mal besprechen. Ich bin ja einiges an Katzen gewöhnt, gerade Lilith war auch so eine Krawalla und hat von mir regelmäßig Tabletten bekommen - aber bei Matika kommt da halt die wilde Katze durch. Das Theater, das sie gemacht hat, als ich sie mal in eine Tasche verfrachten wollte, war spektakulär. Ich habe für die Randalinskis jetzt extra eine Box gekauft und würde mir auch zutrauen, sie da reinzustecken - aber sie soll ja auch irgendwie untersucht werden. Da werden wir zumindest den ersten Besuch lieber mit Beruhigungsmitteln machen.

Liebe Grüße von Anke mit

Mr Spock, Herrn Lars Nilsson, Emil Tischbein und der wunderbaren Matika O'Hara.
♡ Lilith für immer im Herzen ♡

Sternen-Patentante von Schwarznase Fiona, Tigertanga Tosca und dem unglaublichen Pepe.
*****

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03.08.2022 11:14 (zuletzt bearbeitet: 03.08.2022 11:14)
#5
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Profi-Samtpfote

Zitat von Trillian im Beitrag #4
Er durfte dann den Kopf immer in die Kitteltasche der Tierarzthelferin stecken und dann war\'s okay.

Wie süß ist da denn. > Ich seh dich nicht an und du mich auch nicht.<

Stimmt sie brauchen eine längere Phase um zu realisieren. Nüssle schreit nach einem TA Besuch in der Nacht. Dieses Phänomen geht bis zu 4 Tagen, danach herrscht Ruhe.,
Ich habe schon alles versucht. Kennel stehen lassen, weggeräumt, es ist ihm egal, er verarbeitet es durch sein Geschrei und das in voller Lautstärke. (nur in der Nacht)
Ich finde deinen Ansatz mit Beruhigungsmitteln gut. Warum einem so ängstlichen Tier noch mehr Stress bereiten.

Gruß
Christiane

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23.09.2022 03:25
avatar  Heidi
#6
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Quasselstrippe

Wie einige von euch wissen hab ich den Tierarzt gewechselt, ich war bei meiner Tierärztin fast 12 Jahre und es fiel mir nicht leicht. Aber ohne Auto war es immer großer Stress nach Achim zu fahren. Gestern waren wir dann zur Impfung wieder bei unserem „Neuem Doc“ und ich bin wirklich begeistert wie er auf jedes Tier eingeht 😊 . Um 16:00 Uhr war der Termin , in die Box geht Magnus von selber , bei Bijou ist es nur mit einem Leckerchen möglich. Magnus mag es auch in dem fahradanhänger geschoben zu werden und schaut aus dem kleinem Fenster einfach tiefenentspannt😂
Beim Arzt ist im Wartezimmer immer nur die Person die als Nächstes Termin hat was ich auch klasse finde.
Pünktlich um 16:00 Uhr holte mich der Doc ins Behandlungszimmer und fing gleich an sich mit Magnus zu unterhalten nahm ihn auf den Arm und schaute ihm ins Maul . Die Untersuchung lief sehr sanft ab nur bei der Impfung miaute Magnus ein bisschen . Bei Bijou war alles ein bisschen schwieriger sie hatte Angst und wurde ein bisschen ausgiebiger gehätschelt bekam eine leckere Paste und wurde dann geimpft.
Ich bin wirklich angetan von dem neuem Arzt , er ist sehr emphatisch und es geht ihm pur um die Tiere, klar ist er ein bisschen teurer als die in Achim aber ich hab endlich nicht mehr dies Grummeln im Bauch vorm Tierarztbesuch ( das sich sicher auch auf die Viecher überträgt) .


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03.09.2023 18:50
avatar  Heidi
#7
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Quasselstrippe

Morgen hab ich wieder Impftermin für die zwei, Boxen haben wir schon ins Wohnzimmer gestellt und Magnus ist gleich in die Box, Bijou hat sich schonmal versteckt, bin gespannt wie es morgen läuft.


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05.09.2023 20:23
avatar  Heidi
#8
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Quasselstrippe

Alles super gelaufen, Bijou musste ich zwar echt in die Box zwingen und beim doc hat sie sich total klein gemacht aber der Arzt hat sie dann in der Box untersucht und geimpft .


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