Kittenabgabe - das perfekte Alter

15.02.2023 18:03
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Profi-Samtpfote

Kittenabgabe – früher und heute

Professionelle Züchter und Hobbyzüchter gibt es wie Sand am Meer. Auch sie müssen sich heutzutage auf viele neue Gegebenheiten einstellen, was die Aufzucht und vor allem die richtige Abgabe der Kitten angeht. Da die Kenntnisse über Katzen und speziell die Katzenaufzucht im Laufe der Jahre ständig erweitert werden, gelten althergebrachte Regeln heute nur noch teilweise oder sind sogar komplett überholt. Leider gibt es immer noch große Unterschiede zwischen den Regeln von Züchtern und Katzenliebhabern, welche zwar nicht gewollt züchten, aber trotzdem Kitten zu vergeben haben. Hier einige Unterschiede zu früher und heute, um einen groben Überblick über die Gegebenheiten zu erhalten.


Das perfekte Alter für die Abgabe

Früher war es ganz normal, Babytiger so schnell wie möglich abzugeben. Besonders im ländlichen Bereich, wo auf Kastrationen kein besonderer Wert gelegt wurde, vermehrten sich die Bauernhofkatzen unkontrolliert. Um einer Überpopulation vorzubeugen, wurden die Kitten bereits ab einem Alter von 6 Wochen oder sogar noch früher abgegeben, sofern sie nicht vom Bauern gleich nach der Geburt „entsorgt“ wurden. Obwohl der anerkannte Zoologe und Verhaltensforscher Paul Leyhausen bereits in den 60er Jahren eine längere Sozialisierungszeit von bis zu 16 Wochen prolongierte, hat sich diese Dauer noch nicht durchgesetzt.

In der heutigen Zeit liegt die Altersstufe bei Nicht-Züchtern bei etwa 8 Wochen, was für ein gesundes und gut sozialisiertes Kätzchen auch noch zu früh ist. Die frühe Abgabe hat einen guten Grund: In der 8. Und 12. Lebenswoche stehen bei den Kitten kostspielige Impfungen an, welche der Besitzer möglichst schnell auf den Abnehmer abwälzen möchte. Dabei ist es von größter Wichtigkeit, dass Kitten in einem felinen Umfeld aufwachsen. Professionelle und seriöse Züchter haben dies schon seit langem erkannt und geben ihre Zöglinge erst in der 12.-16. Lebenswoche ab. Die Jungtiere sind dann bereits mit einem Chip ausgestattet, gegen Katzenschnupfen und Katzenseuche geimpft und mehrfach entwurmt.

Was spricht für eine längere Sozialisierungsphase?

Wie auch Menschenkinder, so benötigen Kitten den sozialen Kontakt mit gleichaltrigen Artgenossen. Die ersten Wochen sind somit vergleichbar mit unserem Kindergarten, in denen die Kleinen den Umgang mit ihren Spielgefährten erlernen. Erhalten sie diese Möglichkeit nicht oder nur kurze Zeit, können sie später einige Verhaltensstörungen aufweisen. Übermäßiges Nuckeln, Unsauberkeit, extreme Schmuse Bedürftigkeit oder extremes Desinteresse am Dosenöffner sind nur einige psychische Störungen, welche sich aufgrund einer zu kurzen Sozialisierungsphase entwickeln können. Es wird auch oft beobachtet, dass diese Katzen nicht fähig sind, den Einsatz ihrer Krallen oder ihrer Zähne zu kontrollieren, da sie die natürlichen Verhaltensweisen nicht im Spiel erlernen konnten wie andere Artgenossen.

Zu früh von der Mutter weggeholte Kitten sind auch nachweislich anfälliger für Allergien oder andere Krankheiten. Besonders in den ersten Lebenswochen erhalten sie durch die Muttermilch viele Nährstoffe, welche das Immunsystem aufbauen. Wird diese Zufuhr zu früh unterbrochen, ist das Immunsystem entsprechende schwach entwickelt und das Kätzchen anfälliger für Erkrankungen aller Art. Früher fanden Krankheiten und Allergien bei Tieren weniger Beachtung als heute, was auch erklärt, dass dieser Aspekt bei der Abgabe der Kitten damals völlig außer Acht gelassen wurde.

Kennenlern- Termine und weiterführende Kontakte

Bei Kennenlernterminen kann schnell und einfach festgestellt werden, ob ein Kitten und ein Interessent zusammenpassen. Es sollte ein kleines Interview mit dem potenziellen Besitzer geführt werden, durch das sich seine Kenntnisse über Katzen und seine Einstellung zur Gesundheitskontrolle seines neuen Mitbewohners herausstellt. Sind diese Informationen nicht zufriedenstellend, dann empfiehlt es sich, einen anderen Interessenten zu finden, welcher den Anforderungen besser entspricht, alles zum Wohle des kleinen Zöglings. Gute Nachbesitzer werden sich auch nicht scheuen, in Kontakt zu bleiben und über das Leben des Kätzchens zu berichten.

Was muss ich bei der Abgabe meines Jungtieres beachten?

Da Katzen in früheren Zeiten als anspruchslos galten, wurde sich nicht die Mühe gemacht, über die Bedürfnisse der tierischen Mitbewohner nachzudenken. Nach heutigen Kenntnissen sind aber auch unsere stillen Mitbewohner Individuen mit eigenen Charakteren und müssen daher auch so behandelt werden.

Schön ist es, wenn jeder, der Kitten abzugeben hat, sich mit den zukünftigen Besitzern und deren Umfeld auseinandersetzt, so wie es Züchter bereits vorleben.
Es sollte besonders auf ein katzengerechtes Zuhause geachtet werden, in dem das Kitten viele Möglichkeiten zum Kratzen und Spielen hat. Wurden früher Wohnungskatzen auch in Einzelhaltung abgegeben, so hat sich schnell herauskristallisiert, dass dies nicht die richtige Lebensform für unsere Stubentiger ist. Daher sollte eine Abgabe nur als Zweittier oder als Pärchen erfolgen. Wurfgeschwister bleiben in der Regel ihr ganzes Leben lang ein Herz und eine Seele.

Wer sich an eine spätere Abgabezeit hält, der kann auch guten Gewissens eine gesunde, sozial angepasste und stubenreine Katze vermitteln, welche dem neuen Besitzer viel Freude bereiten wird. Da Mutter und Kitten eine sehr intensive Beziehung zueinander hatten, ist es ratsam, die Kitten nicht innerhalb weniger Tage abzugeben, sondern immer eine Zeitspanne dazwischen zu lassen, damit sich auch die Mutter an die neuen Gegebenheiten gewöhnen kann.

Starterpaket

Besonders liebevolle Pflegeeltern geben den neuen Besitzern ein kleines Starterpaket mit. Mit einer kleinen Kuscheldecke, der noch der Geruch der Familie anhaftet, etwas gewohntem Kittenfutter, dem liebsten Spielzeug des Kleinen und vielleicht etwas Katzenstreu erleichtert man dem Kätzchen den Umzug in eine ungewohnte Umgebung und die Trennung von der Katzenfamilie.

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Gruß
Christiane

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