Injektionsstellen-assoziiertes Sarkom

08.08.2022 11:39
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Profi-Samtpfote

Impfungen gegen die verschiedensten Krankheiten sind gut für unsere Katzen. Doch öfter als gedacht kann es zu Nebenwirkungen kommen, die nichts mit dem injizierten Medikament zu tun haben, sondern sich direkt als Reaktion an der Injektionsstelle bemerkbar machen. Trotz klinischer Tests vor der Markteinführung können besonders neue Medikamente extreme Veränderungen an der Injektionsstelle bewirken. Die Häufigkeit derartiger Nebenwirkungen ist erschreckend: ca. 9 % unserer geliebten Stubentiger, welche von 2008 bis 2014 mit injektionsbedingten Nebenwirkungen zu kämpfen hatten, leiden unter Reaktionen an der Einstichstelle.
Neben den bei allen Tiergruppen ähnlich häufig auftretenden Granulomen und kalten Abszessen zählt das Injektionsstellen-assoziierte Sarkom zu den bei Katzen am häufigsten auftretenden und leider auch tödlichsten Nebenwirkungen nach Injektionen.

Injektionsstellen-assoziiertes Sarkom
Das Feline Fibrosarkom zählt mit 40 % zu der zweithäufigsten Krebserkrankung bei Katzen und wird zu den bösartigen Tumoren gezählt. Lange war der Zusammenhang einer Impfung und dieser Art des Hautkrebses nur Spekulation. Fibrosarkome gab es immer schon, doch besonders nach Beginn der in Pennsylvania, USA, gesetzlich vorgeschriebenen Impfpflicht gegen Tollwut stieg die Anzahl der Vakzine-assoziierten Fibrosarkome um 60 % an, seit 1987 sollte also dieser Zusammenhang als bewiesen gelten.
Fraglich ist, ob es die Medikamente bzw. die Hilfsstoffe in den Injektionen sind, die eine Veränderung der Haut mit sich bringen, oder ob die Penetration der Haut der Grund dafür ist. Viele Meinungen neigen zu der zweiten Möglichkeit, da Sarkomen auch häufig zwischen den Zehen auftreten, wo in den meisten Fällen das Eindringen eines Fremdkörpers als Auslöser gilt.
Tierärzte tendieren dazu, Injektionen im Nackenbereich der Katze zu setzen, und genau hier finden sich die häufigsten Fibrosarkomen. Aber auch andere Injektionsstellen wie oberhalb der Hinterbeine oder an der Brustwand sind Hautpartien, die häufig betroffen sind. Studien ergaben, dass besonders ältere Katzen sehr anfällig für Sarkome sind. Auch die Häufigkeit von Injektionen erhöht das Risiko, an einem Tumor zu erkranken.

Behandlung
Eine Behandlung des Sarkoms selbst ist nicht möglich. Die einzige Lösung ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem der gesamte Tumor entfernt wird. Dazu muss nicht nur der Hauptteil des Injektionsstellen-assoziierten Sarkoms selbst entfernt werden, sondern noch einige Zentimeter vom „gesunden“ Fleisch mit dazu, um ein Nachwachsen des Tumors zu verhindern. Dieses Sarkom entwickelt eine Pseudokapsel, welche eine klare Abgrenzung von krankem zu gesundem Gewebe suggeriert. Tatsächlich wächst jedoch der Tumor direkt in das Gewebe hinein, deshalb ist ein Abtragen von mindestens 3 cm in Breite und Tiefe unumgänglich. Es ist bei einem derartigen Eingriff möglich, dass sogar Rippen entfernt werden, um den besten Effekt zu erzielen und die Erfolgschance zu maximieren. Besonders beim Auftreten des Sarkoms an Injektionsstellen an der Oberseite der Hinterbeine ist eine Amputation des Beines anzuraten, um den Tumor vollständig auszumerzen. Dies alles erscheint recht radikal, da die Schädigungen des Gewebes immens sind, doch die Erfolge sprechen für diese Therapie. Einige Tierärzte empfehlen begleitend zur Tumorentfernung auch eine Chemotherapie und/oder Bestrahlungen, welche die Überlebenschance und -dauer positiv beeinflussen soll.

Derzeit finden in Deutschland weitere Studien zu Behandlungen von injektionsstellen-assoziierten Sarkomen statt, welche sehr vielversprechend sind. Leider sind diese Behandlungsformen erst in der Testphase und von einer Zulassung noch weit entfernt, doch sie geben Grund zur Hoffnung, dass diese bisher meist tödliche Krankheit in Zukunft effektiver behandelt werden kann.

Andere Ursachen eines Sarkoms
Die Ursachen für ein Sarkom sind vielfältig, lassen sich jedoch nicht generell feststellen. Sarkome gab es schon immer, nicht erst seit dem Zeitalter der Injektionen, doch Injektionen haben diese Art der Nebenwirkung neue Dimensionen gegeben.
Einer der weiteren Auslöser eines Sarkomens kann auch das FeSV (feile Sarkomvirus) in Verbindung mit dem FeLV (feline Leukosevirus) sein, diese Kombination ist jedoch nur sehr selten als Verursacher anzutreffen. Dieser Tumor befällt nicht nur die Haut, sondern ist auch an den inneren Organen zu finden, was eine operative Therapie sinnlos macht. Sarkome im Auge sind dann anzutreffen, wenn sich die Katze vorher verletzt hat und/oder sich das Innere des Auges entzündet hat. Auch hier ist eine weiträumige Entfernung der einzige Weg zu einem mehr als fraglichen Erfolg.

Gruß
Christiane

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