Zahnhygiene bei der Katze und die Spätfolgen

26.07.2022 16:43
#1
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Profi-Samtpfote

Wir Menschen denken bei Zahnhygiene an diverse Mittelchen und Bürsten, die unser Lächeln lange strahlend und unsere Zähne gesund erhalten. Warum wird so oft vergessen, dass auch Haustiere, die über Zähne verfügen, eine regelmäßige Pflege begrüßen würden? Diverse Zahnerkrankungen entstehen aus einer vernachlässigten Zahnhygiene und beeinträchtigen die Lebensqualität unserer Vierbeiner sehr. Leider bemerken die meisten Tierhalter erst, dass ihr Lebensbegleiter leidet, wenn der Mundgeruch stark ausgeprägt ist oder die Katze nicht mehr frisst. Dann hat die mangelhafte Zahnhygiene bereits ihren Tribut gefordert.


Warum Zähneputzen?

Manche Menschen werden das Zähneputzen bei Katzen milde belächeln oder als übermäßiges Vermenschlichen ansehen. Doch unsere domestizierten Mitbewohner haben nicht mehr die gleichen Möglichkeiten oder Fertigkeiten als früher in freier Wildbahn, um ihre Zähne sauber zu halten.
Auf den gesunden Zähnen entstehen Bakterien, die sich immer weiter ausbreiten. Die Mischung aus diesen Bakterien und Speichel lässt die Oberfläche der Zähne verkalken, was zu einem Belag auf den Zähnen führt. Durch das Putzen der Katzenzähne lässt sich dieser noch weiche Belag entfernen.


Plaque und seine Folgen

Wird der Zahnbelag nicht entfernt, so ist dies der ideale Nährboden für Plaque. Plaque ist eine Zusammensetzung aus Speichel, Bakterien und Nahrungsmittelresten. Dieser weiche Belag wird schnell von Kleinstlebewesen übernommen, die sich auch am Zahnfleisch festsetzen und Entzündungen hervorrufen.
Wird Plaque nicht entfernt, verhärtet er sich durch abgelagerte Mineralsalze, die Zähne verfärben sich gelbbraun und werden rau. Dieser sogenannte Zahnstein breitet sich immer weiter auf der Zahnoberfläche aus, die stärksten Verkrustungen befinden sich meist an den Backen- und Eckzähnen.
Da sich der Zahnstein immer weiter ausbildet, wird schnell das Zahnfleisch angegriffen. Der Zahnstein schiebt sich bei seinem Vormarsch über das Gebiss unter die Zahnfleischtaschen und zerstört das Zahnbett, was zu üblem Mundgeruch führt, oft ein erstes Anzeichen für den Halter, dass etwas mit der Zahnhygiene nicht stimmt.
Entzündungen und Eiterherde können sich ausbilden, die Verankerung der Zahnwurzeln lockert sich. Dadurch entsteht Parodontitis, der unbehandelt zu Zahnverlust führt, nicht, bevor es der Katze beim Fressen unsägliche Schmerzen bereitet.
Besonders an den betroffenen Backenzähnen können sich durch die ständige Reibung des rauen Belages die Schleimhäute entzünden. Dazu kommt noch ein sekundärer Befall durch Krankheitserreger, die diese Schwachstelle für sich nutzen und den Körper gesundheitlich schädigen. Sie gelangen schnell und ungehindert ins Blut des Vierbeiners und befallen innere Organe wie Herz und Nieren, die Schädigung des gesamten Immunsystems muss hier befürchtet werden

Wie beginne ich mit der Mundhygiene?

Die erste Maßnahme sollte sein, die Katze dem Tierarzt vorzustellen. Es nützt nichts, bereits betroffene Zähne oder Zahnfleisch durch Putzen zu pflegen. Erst eine gründliche und fachgerechte Zahnreinigung durch den Tierarzt schafft die richtige Basis, um mit der täglichen Mundhygiene zu beginnen.
Selbstverständlich ist Zähneputzen kein Projekt, das eine ältere Katze so einfach über sich ergehen lässt. Darum ist es unvermeidlich, mit dem Putzen bereits von klein an zu beginnen. Die Katze kennt das als tägliche Routine und wird sich nicht dagegen sträuben. Für ältere Katzen, die Zähneputzen absolut verabscheuen, sollte ein regelmäßiger Termin beim Tierarzt bestimmt werden, an dem sie auf eventuelle Zahnerkrankungen hin untersucht und behandelt wird.
Clickertraining hat sich oft bewährt, und so kann es auch für die Zahnhygiene genutzt werden. Ein täglicher Fixtermin, auf den Dosi und Katze sich einstellen können, sollte schnell gefunden werden. Es gibt spezielle Zahncremen für Katzen, die nach Hühnchen schmecken. Diese kann erst mit dem Finger verfüttert werden, und sobald sich das Tier an den leckeren Geschmack gewöhnt hat, kann die Paste sanft mit den Fingern auf die Zähne massiert werden. Natürlich ist eine entsprechende Belohnung bei jedem Schritt Voraussetzung. Später kann man dann langsam mit einer Katzenzahnbürste an die Sache herangehen, mit Leckerlis, viel Geduld und Spucke sowie mit Katzenzahnpaste sollte das Ritual schnell in Fleisch und Blut übergegangen sein.
Auch wenn dieses Vorhaben schnell und einfach in das Gehirn von Jungkatzen konditioniert werden kann, so ist es jedem selbst überlassen, die Prozedur auch bei älteren Katzen zu versuchen.
Die leckere Hühnchenpaste hilft vielen, auch älteren Vierbeinern dabei, ihre Abscheu gegen die Zahnhygiene zu vergessen. Viele genießen auch die besondere Aufmerksamkeit des Dosenöffners während der gemeinsamen Badezimmerzeit.


Wie erkenne ich Zahnprobleme?

Aus dem Beobachten der Katze beim Fressen lässt sich oft schnell ein Problem mit der Futteraufnahme feststellen. Meist handelt es sich dabei um gravierende Zahn- und Zahnfleischprobleme. Legt die Katze den Kopf beim Fressen zur Seite oder isst nur zaghaft, kann das auf Schmerzen zurückzuführen sein. Übermäßige Speichelabsonderung oder starker Mundgeruch zeigt sehr eindeutig, wie es mit der Zahngesundheit der Katze bestellt ist.


Welche Katzen sind besonders betroffen?

Katzen, die besondere Liebe durch ständige Futtergaben oder Leckerlis erfahren, sind besonders anfällig für Plaque. In der freien Wildbahn ernähren sie sich von Beute, die nicht ständig und überall verfügbar ist. Während der natürlichen Fresspausen bis zum nächsten Beutetier erholt sich die Mundflora und die Zähne werden nicht ständig von Bakterien bombardiert. Eine regelmäßige Fütterung 2 Mal pro Tag sollte gewährleistet sein, zu viele Leckerlis dazwischen oder uneingeschränkter Zugang zu Futter stören die Mechanismen, die eine Futterpause bewirkt.


Futtermittel

In industriellen Futtermitteln finden sich viele Inhaltsstoffe, die von einem Laien nicht mehr zu bewerten sind. Zucker und andere Nahrungsergänzungen, die im täglichen Fressnapf landen, können zu Zahnproblemen führen. Hochwertiges Futter kann oft schon helfen, dem Zahnverfall vorzubeugen. Vielfach ist der Katzenhalter der Meinung, dass Trockenfutter die Zahnreinigung unterstützt. Weit gefehlt. Die beim Fressen zerfallenden Trockenteilchen vermischen sich mit dem Speichel und die entstehende Masse setzt sich in den Zahnzwischenräumen fest.


Was kann der Tierarzt für meine Katze tun?

Der Tierarzt hilft dabei, unerwünschten Zahnstein zu eliminieren. Zur Entfernung des Zahnsteins wird ein Ultraschallgerät benutzt. Die Katze muss dazu narkotisiert werden, anders würde sie diese Behandlung nicht über sich ergehen lassen. Entzündungen und andere Schädigungen im Mund- und Rachenraum werden durch Antibiotika behandelt und eventuelle Beeinträchtigungen der inneren Organe wie Herz und Nieren werden untersucht und entsprechend therapiert

Andere Zahnprobleme

Selbstverständlich kann die Katze nicht nur an Plaque, Paradentose oder Entzündungen leiden, auch wesentlich profanere Dinge können die Zahngesundheit beeinträchtigen.
Fehlstellungen der Zähne oder sogar fehlende Zähne, Über- oder Unterbisse etc. können vom Tierarzt gut korrigiert werden. Rein aus kosmetischen Überlegungen ist von einem derartigen Verfahren allerdings abzuraten, da dies nur zu Schmerzen und Stress bei der Katze führt. Sofern sie nicht durch die Fehlstellung beeinträchtigt wird, kann gerne auf eine Behandlung verzichtet werden, die Katze kommt mit angeborenen Fehlern meist sehr gut zurecht.
Abgebrochene Zähne können schnell durch einen Sturz aus hoher Höhe oder einem anderen Unfall entstehen. Hier besteht oft Handlungsbedarf, wie beim Menschen kann eine Wurzelbehandlung oder eine Füllung vor weiteren Schmerzen bewahren und den Organismus vor eintretenden Bakterien schützen.

FORL – Feline Odontoklastische Resorptive Lasionen

Löchrige Zähne sind oft das Resultat einer katzentypischen Erkrankung, der FORL. Ca. 40-60 % der Hauskatzen sind von dieser Krankheit betroffen, die die eigentliche Zahnsubstanz auflöst. Körpereigene Zellen vernichten die harte Beschaffenheit des Zahnes von der Zahnwurzel bis zur Krone, eine andere Form befällt nur die Wurzel und der obere Teil des Zahnes bricht ab. Diese Erkrankung kann alle Zähne befallen, ist aber für uns Laien nicht so schnell feststellbar. Ist eine Seite des Kiefers betroffen, wird die Katze weiter normal fressen, für das Kauen aber die andere Seite nutzen. Wird eine Schrägstellung des Kopfes beim Fressen beobachtet, sollte die Katze dem Tierarzt vorgestellt werden. Leider gibt es für FORL weder eine wissenschaftliche Erklärung der Ursache noch eine geeignete Behandlungsmethode. Das Ziehen der betroffenen Zähne ist oft die einzige Möglichkeit, der Katze weitere Schmerzen zu ersparen.
Generell ist das Zähne ziehen eine gängige (und oft die einzige) Methode, um der Katze eine gute Lebensqualität zu schenken. Die Extraktion erfolgt meist während einer Zahnsteinentfernung und sollte den Halter nicht zu sehr schocken, da er dadurch die Gewissheit erhält, dass seine Katze schmerzfrei leben und sich voll entfalten kann.

Gruß
Christiane

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21.08.2022 19:35
avatar  Heidi
#2
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Quasselstrippe

Wir üben gerade Zähne putzen bei Bijou kaum zu schaffen, Magnus möchte allein putzen .


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21.08.2022 19:46
#3
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Profi-Samtpfote

Wow, der Herr hat es drauf. Klasse Bilder.

Gruß
Christiane

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21.08.2022 21:03
avatar  Heidi
#4
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Quasselstrippe

Leider haben beide entzündetes Zahnfleisch und Magnus hatte drei schlechte Zähne die inzwischen gezogen wurden. Der Arzt sagte ich soll versuchen zu putzen , für beide hab ich auch noch Lauäste gekauft aber er bekommt die Zahnbürste jetzt einmal am Tag und spielt dann damit 😊


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21.08.2022 21:31 (zuletzt bearbeitet: 21.08.2022 21:31)
avatar  Rena44
#5
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Höchst erfahrene Katzenfachkraft

das schaut sowas von putzig aus als würde Magnus er tatsächlich selber. putzen
aber echt , wenn du das probierst läßt das denn einer der beiden zu

liebe Grüße
Rena und Nuri




Mohrle ,Lieserl,Timmy,Luky,Tiger,Mini,Toni ,Minki im Herzen

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21.08.2022 21:48
avatar  Heidi
#6
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Quasselstrippe

Magnus mag das , nur die hinteren Zähne läßt er nicht zu und die sind voller Zahnstein . Habe jetzt so dicke kauäste gekauft daran knabbern beide gern .


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22.08.2022 07:33
#7
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Profi-Samtpfote

Kaustangen finde ich gut für den süßen Eisbären.
An einer Maus ist immer was zu knabbern und durch Nassfutter fehlt etwas Abrieb .
Knuddlers an den Buben . Er macht das toll und hat den vollsten Respekt von Herrn Nüssle.

Gruß
Christiane

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